Motorradabenteuer


Kreta

(Letztes Update: 21.02.2008)
Bericht · Bildergalerie
Viele Grüße aus dem Internet. Das Hotel NEON hat sogar ein "Internet-Café". Hier der Originaltext von Alex, garniert mit einigen Schnappschüssen. Hallo liebe Kollegen!

kre_5_28.jpg Das gab's noch nie. Viele Grüße aus unserem Internet-Hotel auf Kreta. Temperatur täglich: ca. 33 Grad im Schatten. Sonnenbrand konnten wir bisher fast vermeiden, außer auf unserer Kopfhaut (da hatten wir uns natürlich nicht eingecremt).

k_12-2.jpg In der ersten Woche haben wir den Süden und Osten der Insel ("Little Africa") mit den Enduros durchkämmt. Die Berge hoch bis die Straßen zu Ende waren und einsame Strände erkundet (mit Volker war es halt leider nicht so ganz romantisch...). Es gab sogar einen ausgewachsenen k_18-3.jpg Palmenstrand.

Den Abend konnte man aber wegen der Abgeschiedenheit unseres Hotels nur an der Bar verbringen (Schädelweh! Mit starkem griechischem Hauswein!).

kre_5_33.jpg Die zweite Woche verbringen wir im Norden. Da gibt es hunderttausend Bars und Restaurants. Das Vergnügungsviertel schlechthin! Nur die Strände sind völlig überfüllt. Aber das macht nichts, denn wir haben uns schon wieder Hondas AX-1 ausgeliehen. Die haben ordentlich Power und sind ziemlich laut (Café-Racer).

Ich hoffe das Wetter ist bei euch nicht ganz so schön, denn sonst hätte sich ja unser Urlaub nicht rentiert.

Viele Grüße von den beiden Halb-Negern
Alex und Volker.


Schock: Eine Fehlbuchung. Wir landen anstatt im quirligen Norden im ruhigeren und heißeren Süden der Insel. k_0-1.jpgWie im Vorwort bereits kurz angedeutet, bebte aufgrund einer kleineren Fehlbuchung zunächst nicht wie erwartet der Boden im Norden (Chersonnissos, Malia,...) sondern k_1-1.jpg eher der tiefe Süden ("Little Africa") unter den Reifen der zunächst 125ccm-DTs (schäm...) und anschließend zweier 250er (eine DR250 und eine KLR). Alex macht auf dem Bild links zunächst einmal seinem Unmut Luft. Anstelle eines vier-Sterne-Hotels (Landeskategorie "A") landen wir nach einer mehrstündigen Busfahrt in einem kleinen, abgelegenen Etablissement das sich bestenfalls mit zwei Sternchen zufriedengeben müßte und offensichtlich nicht auf die Ankunft einer Horde von verdrossenen Touristen eingstellt war.

k_1-3.jpg Vom Hotel "Galini" in Galini [ca. 15km von Ierapetra und ziemlich k_11-1.jpg weit weg von Heraklion und Chersonnissos... :-(( ] starteten wir also (das sind Alex - Cosmo - Mautner und Volker - Hackman - Bartheld) einen kleinen Endurorundkurs.

Endurowandern im Süden der Insel. Schotter, schmale Pfade und einsame Strände. Auch in der Hauptreisezeit! k_13-2.jpg Zwei lustige Schotterabfahrten von Ziros über Lamnoni, Driften, Bergsteigen, Sandpisten, ausgewaschene Flußbette und zum Schluß k_22-1.jpg Agrila nach Xerokampos lassen das Herz eines jeden Enduristen höher schlagen. Ein menschenleerer Sandstrand in Xerokampos ist die Belohnung für unsere Anstrengungen. Über der Landschaft, eingehüllt in ohrenbetäubendes Zirpen der allgegenwärtigen Grillen, lacht die Sonne Kretas unerbittlich und beschert mir einen Supersonnenbrand auf der k_10-2.jpg Kopfhaut... Eine weitere Bergabfahrt hält der Trail von Mesa Apidi über Agridomouri runter nach Agia Irini bereit. Kilometerlange Schluchtabfahrten mit grobem Schotter bis hin zu ausgewachsenen Steinen wollen umschifft oder beherzt "angesprungen" werden...
Griechische Bienen... k_14-1.jpg Auf einer unserer Touren in die Berge durften wir auch die Bekanntschaft mit den griechischen Bienen machen. Im Gegensatz zu ihren deutschen k_2-3.jpg Artgenossinen, betreiben erstere noch Brutpflege im eigentlichen Sinn. Noch bevor wir den Bienenkob überhaupt ausgemacht hatten (wir versuchten uns an der Entzifferung eines griechischen Ehrenmals) hatte ich auch schon den ersten Stich abbekommen. Eine heftig anschwellende Augenbraue war der Preis für meine Unachtsamkeit.
Die "Uferpromenade": Sagenhafte Ausblicke zusammen mit wechselnden Schwierigkeitsgraden. k_5-3.jpg Der absolute Hit jedoch war die "Uferpromenade", ausgehend von Pefkos (Vorsicht: Die Abfahrt ist so gut wie nicht ausgeschildert) ging's nach Arvi ostwärts über Loutraki, zwischen k_24-2.jpg Gewächshäusern, kleinen Siedlungen immer am Strand entlang. Atemberaubende Ausblicke und anspruchsvolle Streckenführung!
Geisterstadt, Flugabwehr, Raketen und Palmen. k_10-3.jpg Rein zufällig führte uns unser Weg nach dem im tiefen Südosten der Insel liegenden Palmenstrand "Vai" durch ein verfallenes, menschenleeres Dorf. Hier konnte man beherzt in trialartiger Fahrweise die kniffeligsten Passagen meistern. k_2-2.jpg Die teils sich eng windend asphaltierte, teils grobschotterige Straße schraubt sich dann bis deutlich über Meershöhe bis zum Fuße der Fla-Rak Stellung der Bundeswehr, die hier ihr alljährliches Übungsschießen veranstaltet. Offroadfahrer sollten darauf achten, sich nicht versehentlich auf militärisches Sperrgebiet zu begeben. Die griechische Hoheit reagiert in diesen Fällen wenig zimperlich. k_4-2.jpg Wer die Augen offenhält, dem bieten sich auch hier unzählige Bademöglichkeiten an menschenleeren, z. T. schwarzen Sandstränden, die nur dem Fahrer geländegängiger Zweiräder zugänglich sind.

k_21-2.jpg Schließlich die Ankunft am Palmenstrand von Vai. Wer hier einen riesigen Palmenstrand mit echten, tropischen k_18-2.jpg Kokospalmen erwartet wird freilich enttäuscht. Ein übriges tun noch die Heerscharen von Touristen, die diese Sehenswürdigkeit "einfach gesehen haben müssen". Finde ich auch.

Vom Süden in den Norden der Insel. Gute einhundert Kilometer quer durch Kreta. k_20-1.jpg Zum 'Relaxen' bot sich ein Kurztrip über Agios Nikolaos im Nordosten der Insel bis nach Stalida (Stalis) an. Hier haben wir auch das "Neon" gebucht. Das Hotel bietet manierliche Preise, eine Spitzenlage und... einen k_18-4.jpg Motorradverleih ("MotorPlan") gleich nebendran. Für die zweite Woche stand somit einem Umzug in den Norden der Insel nichts mehr im Wege und die Honda AX-1s (eine Mischung aus Dominator und XR400 mit 250 ccm) harrten der Dinge, die da kommen sollten...

k_20-3.jpg Frei nach dem Motto "Das wäre ihr Preis gewesen" statteten wir konsequenterweise auch dem Hotel "Sunny Beach" einen Besuch ab. Dieses hätten wir ursprünglich bekommen sollen. k_14-4.jpg Unsere Beharrlichkeit wurde belohnt - mit der Erlaubnis, die hoteleigenen Freizeiteinrichtungen benutzen zu dürfen. Wie man sieht, haben wir von diesem Angebot reichlichen Gebrauch gemacht.

Der Norden. Endlich! Wir erkunden das Lassithi Hochplateau mit seinen Windmühlen und unseren AX-1. k_32-1.jpg Kaum angekommen, starten wir auch schon einige Erkundungsfahrten Richtung Chersonnissos und Mali. Eine Touristenhochburg! Am nächsten Tag (und mit Ringen unter den Augen) entschieden wir uns spontan, dem Lassithi-Hochplateau einen Besuch abzustatten. Welch ein fataler Entschluß... Das etwa 30 km vom Ausgangspunkt entfernte Hochplateau versteckt sich hinter einer dicken k_27-4.jpg Wolkenwand, die Temperaturen sinken von über 35 Grad im Schatten spontan auf unter 15 Grad ab. Wir sind natürlich nur mit T-Shirt und Shorts angereist und frieren wie die Schneider. Sogar das um die Hüfte gewickelte Badehandtuch kann nichts helfen. Wieder daheim, sitzen wir am Abend fröstelnd am Strand herum, in langärmeligen Trainingsjacken und überlegen uns, woher wir einen GLÜHWEIN bekommen sollen... ;-)

kre_5_25.jpg Aber allein schon der grandiose Ausblick, den uns die Paßstraße über den weitgeschwungenen Strand von Chersonissos bietet, war die Strapaze wert. Wer mehr Spaß auf den Serpentinen des Hochplateaus haben will, dem sei die Mitnahme von Schlechtwetterausrüstung angeraten: Sogar im Hochsommer kann es hier empfindlich kalt werden.

Sonnenuntergang. k_28-1.jpg Im Sonnenuntergang vergnügen wir uns am - inzwischen geleerten Sandstrand noch mit einigen "kontrollierten Drifts" und genießen k_6-1.jpg den warmen Wind, der am Abend aufkommt und unser schmerzendes Sitzfleisch wärmt.
Auf dem Weg durch die längste und schmalste Schlucht Europas. Die Samari-Schlucht. Wir brauchen Reiseenduros! Unsere Allerwertesten hatten sich inzwischen schon pavianrot verfärbt - schließlich haben wir in den letzten Tagen mehr Zeit im Sattel als am Strand verbracht. Auch der vierte 36er Farbfilm ist inzwischen verknipst... Nun hieß es "Stahlarsch die 2te"! Wir hatten uns k_32-4.jpg vorgenommen, auch die Samarischlucht mit unseren Moppeds zu besuchen. Zu diesen Zweck rüsteten wir auf 500 ccm (Volker/KLE) und 600 ccm (Alex/XT600E) auf. Mit diesen "Dickschiffen" sollte die knapp 400 km lange Tagesetappe zum "Kinderspiel" werden... Nach einem ausgiebigen Frühstück um 7:00 ging's dann gegen 8:00 auf die Straße. Die Fahrt gestaltete sich länger als erwartet - vor allen deswegen, weil noch etliche Serpentinenkilometer bezwungen werden wollten.
Wir laufen uns Blasen: Die Schlucht ist nicht mit dem Motorrad befahrbar... Begehungsmöglichkeiten bestehen von April bis Oktober. kre_5_05.jpg Die KLE - von mir spontan als "warmer Tourenschlapfen" abgetan - wuchs mir (nach einem Blick auf den "TwinCylinder"-Schriftzug und den Drehzahlmesser) doch noch an's Herz. Ab 7000 Touren ist trabt der Twin mächtig los und kre_5_13.jpg sorgt für Spaß auch neben befestigten Wegen. Mit der Fähre kurz nach Agia Roumeli übergesetzt (ihr lest richtig: Es gibt keine Endurowege kre_5_19.jpg dorthin) traben wir ca. 2.5 Stunden durch die Samarischlucht. Wow! Hier möchte ich mal mit einer CR250 "langbraten"! ;-))

Sehr zu unserem Leidwesen stellen wir bald fest, daß es vom oberen Ende der Schlucht leider zu später Stunde keine Busverbindung gibt. Wir müssen daher auf halbem Wege kre_5_18.jpg kehrtmachen, um die letzte Fähre zurück noch zu erwischen. Für weniger ambitionierte Wanderer empfiehlt sich eine Übernachtungsmöglichkeit am oberen Ende der Schlucht. Dort kann man auch das Motorrad abstellen und kommt per Fähre und Bus anschließend vom Fuß der Schlucht wieder hierhin zurück. Für eine komplette Durchquerung sind mindestens fünf Stunden zu veranschlagen.

Faulenzen? Besuch der Burg Heraklion und der Palast von Knossos. k_33-3.jpg Morgen sollte es endlich ein richtiger Faulenzetag werden - der k_29-3.jpg Hintern und die Füße tun uns beiden inzwischen nämlich mächtig weh - Fehlanzeige: Wir entscheiden uns, der Burg von Heraklion (hier liegt auch der Flughafen der Insel) einen Besuch k_25-3.jpg abzustatten und albern ein wenig in den ehrwürdigen Gemäuern herum. Speziell die Katakomben sind sehenswert: Lose Haufen mit zentnerschweren k_26-3.jpg Kanonenkugeln und dunkle Nischen fesseln unser Interesse. Auch meiner tiefen Brandwunde am rechten Oberschenkel, den ich mir einige Tage zuvor am KLR-Krümmer verbrannt hatte, tut die Kühle in den Gemäuern gut.
Der Palast von Knossos. Ausgrabungen, Monumente, Mosaike und die allgegenwärtigen Grillen. k_13-4.jpg Der berühmte Palast von Knossos. Auch wer Kulturbeschau immer aus dem Weg geht, sollte ihn sich ansehen, viele Malereien und Mosaike sind zu k_2-4.jpg sehen - in ordentlichem Erhaltungszustand. Keine Angst, die Ausgrabungsfelder sind nicht besonders groß. Zum Studieren seines Touristenwegweisers nimmt Alex in einem - wie sie später herausstellt - antiken Gebetsstein Platz. Ob die alten Griechen auch so gebetet haben? ;-)
Feierabend. k_34-1.jpg Nach einem kurzen Stop bei "unserem besten Freund", dem Tankwart, füllen wir unsere knurrenden Mägen in der Pizzeria gegenüber des Hotels Neon. Diverse Künstler stellen ihre Werke aus - wer will, kann sich auch portraitieren lassen. kre_5_32.jpg Natürlich flaniert die "High Society" entlang der Strandpromenade, da und dort tauchen neben den allgegenwärtigen Rollern auch ein paar chromblitzende Chopper auf. Weiter entfernt dringt gedämpfter Lärm aus einer von Engländern überfüllten Bar.
Schweizer Bienen. kre_5_30.jpg In der Pizzeria treffen wir auch die zwei Schweizer Mädels wieder, die wir tags zuvor am Strand kennengelernt hatten. Schon ihre Kehrseite versprach, daß es sich um Sportskanonen handeln mußte. kre_b.jpg Gesprächsweise stellt sich dann schnell heraus, daß die beiden Squash- bzw. Badminton-Asse waren. Wir einigen uns auf kre_c.jpg einen Kompromiß und machen für den nächsten Morgen ein Gaudi-Doppel im "Sunny-Beach" aus. Noch ein paar Runden auf unseren "Café-Racern" und dann ab in's Bett unseres "Country-Keller" (im Hotel Neon wird in jeder Etage andere Musik gespielt. Wir konnte nur noch im Keller unterkommen und mußten daher mit Country und Western vorlieb nehmen). Der ereignisreiche Tag drückte uns schnell die Augen zu.
Bye-Bye. Am nächsten Tag dann noch ein letzer tiefer Schluck aus der Retsina-Flasche in den warmen, salzigen Fluten. Unsere 14-tägige, kre_5_34.jpg ereignisreiche Odyssee durch das sommerliche Kreta neigt sich dem Ende zu. Natürlich kommt es bei der Abreise noch zu einigen Problemchen - wir entsteigen schließlich im kalten München unversehrt einer Maschine der "Chronus Airlines". Alex vermißt sein Gepäck - es wird ihm einige Tage später nachgesendet werden.
Kreta per Fähre. Rückblickend kann ich Kreta für den motorradfahrenden Urlauber wärmstens empfehlen. Das nächste Mal würde ich allerdings mit der eigenen Maschine, Rucksack und per Autoreisezug und Fähre anreisen - so gehört das leidige Suchen nach brauchbaren Maschinen der Vergangenheit an.

Viel Vergnügen bei euren eigenen Abenteuern auf der größten griechischen Insel wünscht
Volker!