DIY


Celexon Rolloleinwand begradigen

(Letztes Update: 21.02.2008)
Leinwand? Projektor? Kabel? Stecker?

Da hat man sich also einen fast 1500 Euro (Panasonic PT-900AE) teuren Beamer gekauft (besten Dank hier auch an das exzellente Team von Hifi Components im Münchner Oberanger, das kompetent, schnell und günstig lieferte), übergangsweise auf die Rauhfasertapete im Wohnzimmer projiziert, mußte dann nach einen Familienrat und angesichts der neuen Schrankwand klein beigeben und auch auf die letzte weiße Fläche verzichten.

Nun ist guter Rat teuer, eine Selbstbaurahmenleinwand keine Option (wer will schon das rückseitig schwarz beschichtete Tuch an die Decke hochklappen und so sein Wohnzimmer mit einem fast vier Quadratmeter großen "Gothic-Style"-Accessoire überschatten? Im Hobbykeller stehen die Fahrräder und die Haushaltskasse ist durch die Anschaffung von höchstwertigen Kabeln (das Belden 1855A kann ich sehr empfehlen: geringe Dämpfung, kleine Abmaße, hohe Stabilität und enge Biegeradien - verfügbar z. B. bei Bürklin), Steckern (NYS 373 von Neutrik, Lötmontage, mit vergoldeten Spannzangen, Knickschutz und vier unterschiedlichen Farbringen - ebenfalls bei Bürklin) ohnehin schon überstrapaziert.

Leinwand - linke Seite Leinwand - rechte Seite

Dann muß es eben eine Rolloleinwand sein - nicht gerade vom schwedischen Möbelhaus (die ist ohnehin gelb, übelster Plastikramsch und in ernstzunehmenden Breiten nicht verfügbar), aber auch kein motorbetriebenes, fernbedientes, seitlich gespanntes Luxusmodell in vierstelliger Preislage.

Meine Wahl fiel auf ein 211cm breites Tuch im 4:3 Format und mit seitlicher Maskierung des Herstellers Celexon, exklusiv vertrieben von Beamershop24, Kostenpunkt ca. 120 Euro. Beamershop24 gab sich im Emailverkehr etwas wortkarg, mein Ansprechpartner in der Telefonhotline war aber außerordentlich kompetent und freundlich. Die Firma lieferte schnell und zuverlässig, Leinwand und Rollkasten waren - dem Preis entsprechend - von akzeptabler Qualität, der anfangs etwas strenge Plastikgeruch gab sich schnell.

Wellen, wohin man schaut!

Da ich keine "High-Gain" Leinwand benötige (der PT-900AE ist ausreichend hell um auch im gedäpften Tageslicht noch für ausreichend Lichtstärke zu sorgen) und auch gelegentlich Material im 4:3 Format (z. B. Dias oder TV-Beiträge) vorführe, war ich zufrieden. Ja, wenn da nicht die sich leicht nach vorne rollenden Seiten, die wenigen v-förmigen Falten im Bereich des oben leicht durchhängenden Wickelrohrs und die (geringe) vertikale Restwelligkeit unten links und rechts wären, die den anspruchsvollen Videofreund doch etwas nerven.

Ich war nicht gewillt, mich mit dem lapidaren Urteil "das muß man in dieser Preisklasse hinnehmen, in dieser Breite wird jede Leinwand irgendwann Wellenbildung zeigen" das in einschlägigen Foren immer wieder geäußert wird, zufriedenzugeben. Es mußte eine Selbstbaulösung her, minimalistisch, nicht destruktiv, entfern- und vor allem in kürzester Zeit aufbaubar. Auf einer Radtour fiel der Groschen: Teleskopische Spannstangen mit Magnetbefestigung!

Teileliste

Ich beschaffte mir im Baumarkt (lieber den einschlägigen Metallhalbzeugehandel aufsuchen: bessere Maßhaltigkeit, günstigere Preise) zwei Alurohre 6x1 der Länge 100 cm, ein Alurohr mit 8x1 in 100 cm (das sind Teile mit Außendurchmesser 6 bzw. 8 Millimetern und einer Wandstärke von jeweils 1 mm), die man ineinanderschieben kann. Die Liste komplettierten vier Rundblockmagnete, zwei Rändelmuttern, zwei M3x12 Senkkopfschrauben, zwei M3x16 Flachkopfschrauben mit Schlitz, dazu zwei passende Unterlegscheiben und zwei M3 Muttern.

Aufbau Magnet Verbindung Verbindungsteile

Die äußere Stange (8x1) wurde auf 500 mm halbiert und jeweils 20 mm von den Seiten entfernt ein 3 mm großes Loch durchgebohrt und großzügig entgratet. Die inneren Stangen habe ich auf passendes Maß eingeschoben (bei 211 cm Leinwandbreite also je rund 20 cm), die Bohrungsposition angezeichnet und anschließend mit 3.5 mm durchbohrt um noch etwas Spielraum für Justierungen zu haben. Experten und Metallhandwerker können natürlich die inneren Stangen auch mit Langlöchern versehen, um das Teleskop in der Länge zu variieren.

Anschließend wurden die später nach außen weisenden Enden des inneren Rohrs mittels Schraubstock (oder Presse bzw. Schlosserhammer und Amboß) auf etwa 20 mm Länge flachgepreßt. Dort wurden weitere Löcher im Durchmesser 3 gebohrt, um eine Halterung für die Rundblockmagnete zu liefern. Letztere habe ich ebenfalls mittig durchbohrt und angesenkt, sodaß die Senkkopfschraube nicht aufträgt. Den Magneten dann von Spänen befreien, und mit Kontermutter sowie Unterlegscheibe montieren. Natürlich kann man auch gleich Ringmagnete nehmen - die verfügbaren Modelle hatten aber alle Bohrungen im Durchmesser 6.5 und waren mir zu groß und auch zu schwer.

Nun kann man das Teleskop einschieben und die zur Mitte weisenden Löcher mit Zylinderschraube und Rändelmutter fixieren. Dabei natürlich darauf achten, daß beide Magnete in eine Richtung weisen.

Ergebnis Magnet mit Leinwand Die fertige Spannstange

Das linke Bild veranschaulicht noch einmal das Prinzip, das hinter der Idee steckt. Durch das Magnetpärchen ist eine freitragende Konstruktion möglich (größere Leinwände benötigen u. U. zwei Spannstangen, möglicherweise auch mit dickeren Rohren in größeren Durchmessern), die Leinwand wird gespannt und kann sich außerdem auf den Rohren quasi "abstützen". Natürlich ist die Stange im rechten Bild verkehrterweise auf der Frontseite der Leinwand montiert, das dient nur der Demonstration und der Kontrast für das Foto ist wesentlich besser.

Das Ergebnis ist mehr als befriedigend: Nahazu alle Wellen sind verschwunden, der Durchhang minimal und die seitliche Aufwerfung der Maskierung stark reduziert. Die maximale Amplitude ist durch das Rückgrat aus Rohren auf wenige Millimeter beschränkt, außerdem pendelt das Tuch nicht mehr so stark im Luftzug.

Frohes (und vor allem erfolgreiches) Basteln wüscht Volker!

Teile, Danksagung

Der Vollständigkeit halber hier noch die komplette Teileliste für eine Leinwand bis ca. 210 cm Breite incl. Werkzeug:

  • 2x Aluminiumrohr 6x1, 1000 mm,
  • 1x Aluminiumrohr 8x1, 1000 mm,
  • 2x Kreuzschlitz-Senkkopfschraube M3x12,
  • 2x Flachkopf-Schlitzschraube M3x16,
  • 2x Unterlegscheibe M3,
  • 2x Rändelmutter M3,
  • 2x Rundblockmagnet 11x4,
  • 2x Rundblockmagnet 9.5x7,
  • Spiralbohrer 3, 3.5,
  • Handsenker 90°,
  • Metallsäge,
  • Schlitz- und Kreuzschlitzschraubendreher,
  • Ringschlüssel 5.5 (fuer Mutter M3),
  • Hammer, Amboß, Schraubstock, Ständerbohrmaschine, Feile, Handendgrater, Schleifpaper 400,
  • etwas handwerkliches Geschick und ca. 1½ Stunden Zeit.
Mein besonderer Dank gilt heute den Firmen Beamershop24 (schnelle und unkomplizierte Lieferung von Projektoren und Zubehör), Belden Cables (feinste Audio- und Videoleitungen), Bürklin (erstklassiger Service und wohlsortiertes Teilelager), Celexon (preiswerte und brauchbare Leinwände), Hifi Components im Oberanger (konkurrenzlose Abholpreise), der Hoffmann-Gruppe (1A Werkzeug), Neutrik (Stecker für Profis) und Panasonic (über alle Zweifel erhabene LCD-Beamer).